Konzert mit bewundernswerter Vielgestaltigkeit
(kam) Zwei Fragen begleiteten das traditionelle und im Laufe der Jahre immer beliebter gewordene Weihnachtskonzert bei Kerzenschein. Zum einen: Werden die Plätze in der Stadtkirche ausreichen, nachdem die größere Peterskirche infolge der Renovierungsarbeiten diesmal nicht zur Verfügung stand? Zum anderen: Wie werden Programm und Gestaltung sich unter dem neu eingeführten Kantoren-Ehepaar Langenbach darstellen, ist es doch - sieht man von dem erfolgreichen Konzert am dritten Adventssonntag in Lützelsachsen ab - ihr erstes Konzert im Stadtzentrum Weinheims.
Schon ein Blick auf das Programm ließ eine bewundernswerte Vielgestaltigkeit von der frühen Barockzeit bis in die jüngste Gegenwart erkennen, wobei das ständig wechselnde Zusammenwirken von Chor- und Instrumentalwerken, Lesungen und Gemeindegesängen zeigte, dass die Programmgestalter bewusst auf Abwechslungsreichtum bedacht waren.
Erstmalig war auch der Posaunenchor unter der Leitung von Simon Langenbach in den Ablauf mit einbezogen, der das Programm mit dem mitreißenden Siegesmarsch aus Georg Friedrich Händels Oratorium "Judas Makkabäus", exakt intoniert, eröffnete. Dem schloss sich aus dem gleichen Oratorium das bekannte Adventslied "Tochter Zion, freue dich" an, wechselweise von Bläsern, Chor und Gemeinde musiziert. Von Trompeten- und Orgelklängen bereichert, gestaltete die Kantorei "Mache dich auf, werde Licht", eine der zahlreichen und gern gehörten kleinen Kantaten des Darmstädter Kapellmeisters Wolfgang Karl Briegel. Mit der Motette "Freuet euch" des Niederländers Jan Pieterson Sweelinck leitete der Chor von den besinnlichen Werken der Adventszeit in den von weihnachtlicher Freude geprägten zweiten Programmteil über. Spätestens in diesem rhythmisch heiklen Werk wurde die gründliche stimmbildnerische Schulungsarbeit durch Anne-Christine Langenbach in erfreulicher Weise deutlich, welche die durch den Chorleiterwechsel bedingte vorübergehende Reduzierung der Sängerzahl weitgehend ausglich.
Dies zeigte sich auch in den beiden englischen Gesängen von G. Nordquist, deren Texte durch ins Deutsche übersetzte Lesungen verständlich wurden: Ausdrucksvoll getragen das "Wonderful peace", tänzerisch beschwingt "I saw three ships". Dass das freudig bewegte Lied "In einer Höhle zu Bethlehem" mittlerweile seinen festen Platz in den Weihnachtsprogrammen hat, zeigt seine Beliebtheit, wobei die Gemeinde überzeugend in den Refrain einstimmte. Zur Auflockerung und Bereicherung des Programms trug der Posaunenchor mit einem Menuett von Johann C. F. Fischer und dem melodischen Weihnachtsmarsch von Gerd Wachowski bei.
Als ein Höhepunkt des Programms kann das dreisätzige Konzert für zwei Trompeten und Orgel des italienischen Barockmeisters Francesko Manfredini gesehen werden. Mit seiner strahlend-virtuosen und bestechend sauberen Interpretation lernte man Simon Langenbach nicht nur als versierten Organisten und Bläserchorleiter, sondern auch als exzellenten Solo-Trompeter kennen; ihm ebenbürtig zur Seite der ebenfalls als Kirchenmusiker tätige Ulrich Kuhn.
Auch diesmal wurden die musikalischen Darbietungen durch die Weihnachtsbotschaft vertiefende Lesungen umrahmt, von Monika Preiß in klarer und überzeugender Weise vorgetragen.
Eingeflochtene Advents- und Weihnachtslieder, abwechselnd von Orgel und Bläsern begleitet, bezogen die Gemeinde in das Programmgeschehen ein. Leider kam der gewohnte Glanz unzähliger Kerzen aus Platz- und Sicherheitsgründen diesmal nicht zum Zuge, wofür die Zuhörer aber Verständnis zeigten in der Gewissheit, beim nächsten Weihnachtskonzert wieder den festlichen Lichterglanz in der Peterskirche zu genießen. Dass trotz der bescheidenen Voraussetzungen so eindrucksvoll gelungene Weihnachtskonzert, das mit dem jubelnden "O du fröhliche" seinen Abschluss fand, musste selbst eventuelle Skeptiker davon überzeugen, dass die kirchenmusikalische Arbeit an der Peterskirche auch in Zukunft in den besten Händen liegt.
Quelle: WNOZ vom 24.12.2003