Eindrucksvolles Zeugnis musikalischer Ausbildung

Weinheim. (kam) Große Aufgaben hat sich die Kantorei der Peterskirche in diesem Jahr für die Vorweihnachtszeit gestellt. In Erwartung der für den vierten Adventssonntag geplanten Aufführung des Weihnachtsoratoriums von J. S. Bach in der Peterskirche war die Frage berechtigt, ob darüber hinaus das alljährlich durchgeführte Advents- und Weihnachtskonzert bei Kerzenschein ebenfalls stattfindet oder dem großen musikalischen Ereignis geopfert wird. Doch der zunehmend gute Besuch bei den bisherigen Weihnachtskonzerten hat bestätigt, dass an der langjährigen überaus beliebten Tradition nicht gerüttelt werden sollte, auch wenn die Weihnachtszeit mehr als jedes andere Fest des Jahres eine kaum übersehbare Fülle musikalischer Veranstaltungen bietet.
Das Bezirkskantoren-Ehepaar Simon und Anne-Christine Langenbach stellte auch diesmal ein Programm zusammen, das an Abwechslungsreichtum kaum zu überbieten ist. Was an musikalischen Gruppen - Fortgeschrittene wie Anfänger - in den Gemeinden der Peterskirche vorhanden ist, fand sich bestens vorbereitet ein, um mitzuwirken. Dabei fiel besonders positiv auf, dass die Ausbildungsarbeit des musikalischen Nachwuchses ein besonderes Gewicht hat, zumal das kontinuierliche Fortbestehen von Kantorei und Posaunenchor nur gesichert ist, wenn ständig neue jugendliche Kräfte aus- und weitergebildet werden. Die Früchte dieser Arbeit zeigten die Jungbläser gleich zu Beginn des Programms mit einem sauber intonierten Werk unter dem Titel "Fanfare". In drei weiteren Bläserstücken wurde deutlich, dass sie, wenn auch noch keine Profis, so doch auf dem besten Wege sind, den Posaunenchor eines Tages zu bereichern.
Mit bekannten und beliebten Advents- und Weihnachtsliedern bekamen die Zuhörer immer wieder Gelegenheit, sich durch Mitsingen am Programm zu beteiligen, abwechselnd begleitet von Bläsern, Kantorei und Orgel. Besonders mitreißend das den Abend abschließende festlich jubelnde "Tochter Zion, freue dich" aus Händels Oratorium "Judas Makkabäus". Aus dem reichen Schatz der Advents- und Weihnachtslieder bot die durch neue Sänger erfreulich angewachsene Kantorei einige ausdrucksvoll vorgetragene, bekannte und weniger bekannte Beispiele, darunter als Vorgeschmack auf das eine Woche später erklingende Weihnachtsoratorium etliche aus diesem bedeutenden Werk zu hörende Choräle.
In beachtlicher Stärke präsentierte sich an diesem Abend der Kinderchor mit einem respektablen Beispiel vom Bemühen seiner Leiterin Anne-Christine Langenbach, auf weite Sicht Nachwuchs für die Kantorei auszubilden. Unter den vier dargebotenen Gesängen beeindruckte besonders der Quempas von Michael Prätorius, den der Kinderchor unter Einbeziehung von Kantorei und Gemeinde von allen vier Emporen wechselweise vortrug.
Erfreuliche Begabungen zeigten sich beim Vortrag solistischer Partien. Gelegentliche Probleme um die Tonhöhe bei den Allerjüngsten sind nicht mit dem Maßstab eines fachkundigen Konzertbesuchers zu bewerten. Maßgeblich sind hier Begeisterung und Mut, mit dem sie ihr Können vor einer so riesigen Zuhörermenge boten.
Einen erheblichen Anteil am Programm hatte der Posaunenchor, der präzise und sauber intoniert sowohl bei der Begleitung der Lieder als auch beim Vortrag weihnachtlicher Sätze das Programm bereicherte. Einen besonderen Höhepunkt bildete das gern gehörte "Tollite hostias", der Schlusssatz einer Messe des französischen Romantikers Camille Saint-Saens.
Alttestamentliche Lesungen sowie der Vortrag von Weihnachtsliedtexten der Dichter Theodor Storm und Jochen Klepper, von Monika Preiß klar und beeindruckend vorgetragen, vertieften auch diesmal den Sinn des Weihnachtsgeschehens. Die fast voll besetzte Peterskirche dürfte ein klarer Beweis dafür gewesen sein, dass die Weihnachtsbotschaft, niveauvoll und frei von Sentimentalität verkündet, auch in einer Zeit des materiellen Denkens, gerne und offen angenommen wird.
Quelle: WNOZ vom 13.12.2005

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